Angestelltenforum der IG Metall

Burnout durch falsch verstandene Loyalität

15.11.2017 | In der Gründungsveranstaltung des Angestellten-Forums-Pfalz diskutieren Kolleginnen und Kollegen aus den IG Metall Geschäftsstellen Ludwigshafen-Frankenthal, Kaiserslautern und Neustadt, unter Moderation von Gewerkschaftssekretär Stefan Wolf über Burnout, neue Formen der Arbeitsorganisation und indirekte Steuerung

Stephan Siemens

Zur Eröffnung des Abends wies Ralf Köhler, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Neustadt auf paradoxe Phänomene in der heutigen Arbeitswelt hin: „Kolleginnen und Kollegen erhalten Unternehmerfunktionen. Sie arbeiten oft scheinbar selbstbestimmt, fühlen sich ihrem Betrieb und dem Team verpflichtet, stempeln bei Erreichen der Arbeitszeitgrenzen aus und verlängern so unerfasst ihre Arbeitszeit“.

Anschließend hatte das aus Köln angereiste Ensemble „Xtrameile“ (Martina Frenzel und Clara Grosse) mit dem Theaterstück „Yes we burn!!“ in das Thema eingeführt. Schon zu Beginn wurde das Publikum einbezogen und übte das „agile Sitzen“. Das Stück zeigt wie wie und warum Bettina Zimmer (furios gespielt von Clara Grosse) nach und nach ins Burnout gleitet. Dabei setzt sie zum Beispiel ihren Kollegen Olaf unter Druck, im Berufsverkehr schneller zu fahren. Stets mit einem Augenzwinkern fand das Publikum die eigene Arbeits-Situation dann auch treffend gespiegelt und klatschte nicht nur bei der Zugabe lebhaft mit.

Doch wie funktioniert das System der indirekten Steuerung und warum setzen sich Kolleginnen und Kollegen in Teams gegenseitig unter Druck? Dieser Frage ging der Philosoph Stephan Siemens im anschließenden Vortrag nach. Er erläuterte die Raffinessen der Arbeits- und Organisationspsychologie. Seit mehr als 60 Jahren erforscht sie, wie und unter welchen Voraussetzungen Beschäftigte effektiver und selbständiger arbeiten und „freiwillig das tun, was für das Unternehmen am besten ist“.

Wie können wir aber die Auswirkungen der indirekten Steuerung begrenzen? Dazu kamen verschieden Lösungsmechanismen zur Sprache. Zu nächst muss der Sachverhalt den Arbeitnehmern bewusst werden. Hierzu bieten sich Schulungen, Öffentlichkeitsarbeit oder die Arbeitszeit-Kampagne der IG Metall „Mein Leben – meine Zeit“ an. Die Erfassung aller geleisteten Arbeitsstunden, eine detaillierte Gefährdungsbeurteilung und die „Teamanalyse der indirekten Steuerung“ können weitere Schritte sein.

Von: rk

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