Wenn Unternehmensrisiken auf Beschäftigte verlagert werden

Daimler-Arbeitnehmer bezahlen für Managementversagen

13.02.2020 | Ein Kommentar von Ralf Köhler, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Neustadt: Durch Rückstellung von über vier Milliarden Euro für Strafzahlungen und Gerichtsverfahren im Zuge der Daimler Dieselaffäre sowie Aufwendungen für Rückrufaktionen wurde das Konzernergebnis stark belastet. Deswegen wurde die Berechnungsbasis für die Ermittlung der Ergebnisbeteiligung für die 130.000 anspruchsberechtigten Beschäftigten der deutschen Konzern-Standorte erheblich gemindert.

Im Resultat wurde nur ein Betrag von 597 Euro ermittelt. Dieser war jedoch so gering, dass sich die Verantwortlichen genötigt sahen, den aufkommenden Unmut der Mannschaft durch eine zusätzliche Anerkennungsprämie von 500 Euro zu mildern.

Bei Daimler gilt üblicherweise die Devise, dass Spitzenqualität im Premiumsegment auch seinen Preis hat. Das gilt aber offenbar nicht mehr für die erbrachte Arbeitsleistung der Arbeitnehmer. Unsere Kolleginnen und Kollegen mussten 2019 in einem deutlich schwierigeren Marktumfeld agieren. Rationalisierung und Leistungsverdichtung waren ebenso wie Auftragseinbrüche und Forderungen nach höherer Flexibilität an der Tagesordnung. Dazu kam die Konzernumstrukturierung, die am 1.11.2019 wirksam wurde. Trotz vereinbartem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2029, macht kurz danach die Ankündigung zum Abbau von weltweit 10.000 Stellen die Runde. Diese wurde aktuell von dem Gerücht überboten, dass weitere 5.000 Mitarbeiter zur Verbesserung der Ergebnissituation reduziert werden sollen.

Ärger, Wut und Unverständnis machen sich bei den Beschäftigten der Daimler-Standorte breit. Viele erkennen keine klare Strategie, sondern werden nur mit immer neuen Sparprogrammen konfrontiert. Wo aber die Reise hingehen soll und wie das Management mit einem klaren Bekenntnis zum Standort Deutschland, die notwendigen Investitionen in zukunftsfähige Technologien umsetzen will, ist vielen nicht mehr klar. Da kommt es berechtigt zu Unmut, wenn den Mitarbeitern die Kosten für die Verfehlungen der Konzernspitze aufgebürdet werden und die erforderliche Anerkennung der besonderen Einsatzbereitschaft nicht gegeben ist.

Kapitalismus pur, nicht der Mensch und seine Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt, sondern die Verlagerung der unternehmerischen Risiken auf die Schultern der Arbeitnehmer. Jetzt werden sie dreifach zur Kasse gebeten, mit Personalabbau und einhergehender Rationalisierung, die den alltäglichen Druck auf Stammbelegschaft und Zulieferer weiter erhöht. Zum zweiten mit einem breit angelegten Sparprogramm, was die tägliche Arbeit deutlich erschwert und zum dritten mit einer sehr niedrigen Ergebnisbeteiligung.

Statt die Lasten der Fehler aus der Vergangenheit einseitig auf die Beschäftigten abzuwälzen, fordern die Arbeitnehmervertreter die Entwicklung von tragfähigen Zukunftsperspektiven. Darum geht es auch Thomas Zwick, Betriebsratsvorsitzender vom Daimler LKW-Werk Wörth: "Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Standort und entsprechende Investitionen in moderne Prozesse, damit wir die uns zugeschriebene Rolle des Kopfwerks im Truckbereich erfolgreich ausfüllen können." Schließlich sei es die Aufgabe des Konzerns, zukunfts- bzw. wettbewerbsfähige Technologie zu entwickeln, entsprechende Produkte an den Standort zu holen und damit für genügend Auslastung zu sorgen.

Entsprechende Ziele und Anforderungen für die Zeit bis 2025 hat der Gesamtbetriebsrat (GBR) kürzlich formuliert:

Von: rk

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