Konferenz der Automobil- und Zulieferbranche

IG Metall will Netzwerk Zukunft der Industrie in den Bundesländern

14.05.2015 | Die IG Metall im Bezirk Mitte sieht in Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland erhebliche Risiken für die Zukunft der Automobil- und Automobilzulieferindustrie. In den vier Bundesländern will sie daher ein „Netzwerk Zukunft der Industrie im Automobil-Zulieferbereich“ bilden. Das kündigte IG Metall Bezirksleiter Armin Schild vor 130 Betriebsräten der Automobil- und Automobilzulieferbranche des Bezirks an.

Zukünftig soll die Zusammenarbeit mit den Landesregierungen, den Betriebsräten und den Arbeitgebern und ihren Verbänden intensiviert werden. Schild forderte die Landesregierungen in Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen auf, eine aktivere Industriepolitik im Zulieferbereich voranzutreiben und erklärte: „Beim globalen und konzerninternen Standortpoker werden wir gerade in diesen Bundesländern verlieren, wenn wir nicht gegensteuern.“

Mit mehr als 210.000 Beschäftigten, mit Produktionsstandorten fast aller Automobilhersteller und fast aller namhafter Automobilzulieferer und über 200 mittelständischen Firmen ist die Automobilindustrie ist in allen vier Bundesländern des Bezirks eine prägende Industriebranche. Zugleich fehlen aber, bis auf Opel, die Konzernzentralen und oft auch die Forschungs- und Entwicklungszentren. Die hier angesiedelten OEM- und Zulieferer-Standorte sind umso mehr einem hohem Kosten- und Innovationsdruck ausgesetzt. „Wir sitzen oft nicht vorne am Lenker und nicht in unmittelbarer Nähe der Entscheider, aber wir spüren Veränderungsprozesse, die globale Verschiebung der Wachstumsregionen, die Volatilität der Märkte eher und intensiver als unsere Kollegen im Umfeld der Konzernzentralen. Und wir wissen, dass gut bezahlte Industriearbeitsplätze, die abgebaut werden, in keinem dieser Bundesländer durch gleichwertige Arbeitsplätze ersetzt werden. Was einmal weg ist, bleibt immer weg“, befürchtet Schild.

Die Diskussionsbeiträge vieler Betriebsräte zeigten, wie stark viele Belegschaften in den Zulieferunternehmen der vier Bundesländer den ständig zunehmenden Verlagerungsdruck spüren. In vielen Standorten wird zu wenig investiert. Latente Beschäftigungs- und Strukturrisiken haben unmittelbare Auswirkungen auf die Beschäftigung und die Überlebensperspektiven der Standorte. Der Zwang zur Lokalisierung um die großen Automobilfabriken auch im Ausland und das angespannten Kostenverhältnis zwischen OEMs und Zulieferern kommt unmittelbar in den Betrieben und bei den Betriebsräten an.

Untermauert wurde diese These von Prof Dr. Stefan Bratzel, Leiter des Centers of Automotive, Bergisch-Gladbach. In einer Studie, die die Perspektiven der Zulieferindustrie bei Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten analysierte, wurde deutlich, dass der Internationalisierungsdruck auf die Zulieferer weiter steigen werde. Zudem setzten die Automobilkonzerne vermehrt auf Materialkostenreduzierung, Innovationsbündelung und extrem flexible Fertigungskonzepte. Das könnten viele Mittelständler zukünftig nicht mehr leisten und stelle ein erhebliches Risiko für Zuliefererstandorte in der zweiten und dritten Zuliefererkette dar.

Der IG Metall im Bezirk Mitte will auf die Veränderungen in der Branche nun eigene Strategien innerhalb eines Arbeitskreises Automobil-Zulieferer entwickeln.

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