Interview mit Christian Möckel

Industrielle Kontraktlogistik

30.11.2016 | Christian, Du verstärkst seit dem 01.06.2016 als Erschließungssekretär die IG Metall in der Pfalz. Kannst Du vorab ein paar erklärende Worte zum Begriff „Kontraktlogistik“ sagen?

Christian Möckel

Die industrielle Kontraktlogistik ist ein Wachstumsmarkt. Sie erfüllt längst nicht mehr traditionelle Logistikaufgaben wie den Transport von A nach B. Die Kontraktlogistik ist in industrielle Prozessketten eingebunden. Das sind Tätigkeiten, wie die Versorgung der Montagelinie oder die Vormontage kompletter Komponenten wie Räder, Armaturenbretter und Achsen. Prozessketten, die zuvor von den Stammbeschäftigten des Konzerns (OEM/Original Equipment Manufacturer) erledigt wurden.

Der Kontraktlogistiker soll dies alles möglichst günstig und effizient gestalten. Der Konkurrenz- und Kostendruck in der Branche wird ausschließlich über den Preis entschieden. Für die Branche bedeutet das vor allem schlechte Arbeitsbedingungen. Oft fehlen Mitbestimmungsstrukturen und eine faire Tarifbindung.

In der Automobilbranche erleben wir Unterschiede beim Entgelt gegenüber Stammbeschäftigten von 50 bis 70 Prozent. Das ist schlichtweg nicht akzeptabel. Die Kolleginnen und Kollegen brauchen einen Flächen- bzw. Verfahrenstarifvertrag, der in der Region Leitplanken beim Entgelt einzieht und Mindestbedingungen bei Arbeitszeit, Urlaub oder Einmalzahlungen vorschreibt.

Welche Aufgaben ergeben sich daraus für eine erfolgreiche Erschließungsarbeit?

Es gilt zum einen, Ausgliederungen möglichst zu verhindern oder zumindest fair zu gestalten. Zum anderen lassen wir die Kolleginnen und Kollegen nicht im Stich, sondern wollen auch in der Kontraktlogistik gute betriebliche Interessenvertretungen und Tarifbindung, mit einer Orientierung am Flächentarif, sicherstellen.

Grundlage für die erfolgreiche Erschließungsarbeit ist die systematische Bestandsaufnahme der Dienstleistungsbereiche. Ob auf dem Betriebsgelände selbst, in angrenzenden Industrieparks oder in der weiteren Peripherie. Mit der vorgeschalteten Recherche gilt es dann eine betriebs- und tarifpolitische Erschließungsstrategie zu entwickeln. Dazu gehört ein entsprechender gewerkschaftlicher Organisationsgrad, die Etablierung von Betriebsratsstrukturen und die Herstellung tariflicher Durchsetzungsmacht. Erfolge in Tarifverhandlungen sind ohne Aktionen kaum zu erreichen.

Wie gehst Du konkret an diese Aufgabe heran?

Ziel ist es, mit den Beschäftigten in ein erstes Gespräch zu kommen, um dadurch die betrieblichen Konflikt-Themen zu identifizieren. Die Aktiven-Treffen sind im Anschluss der Ort, um sich als Gruppe kennen zu lernen, Aktivitäten zu planen oder um sich auch weiterzubilden. Für den Aufbau von Aktiven-Strukturen ist es zentral, dass wir mit den Kolleginnen und Kollegen an ihren spezifischen Themen aus dem Betrieb arbeiten. Diese Themen müssen eine hohe Identifizierungskraft mitbringen, sie sollten gewinnbar und mobilisierungsfähig sein. Dies ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Kampagnenplanung und zur Etablierung von Betriebsratsstrukturen sowie der Herstellung tariflicher Durchsetzungsmacht.

Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Dir viel Erfolg.

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