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Interview zur aktuellen Situation bei thyssenkrupp in Wörth

22.04.2020 | Michaela Raquet ist als stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der knapp 100 Beschäftigten am Standort in Wörth am Rhein, dem aktuell größten Aluminium-Service-Center in Europa, aktiv. Sie stellt sich diesmal den Fragen von Harald Lange, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Neustadt, zur aktuellen Situation im Betrieb.

Michaela Raquet

Auf 40.000 m² betreibt der Konzern thyssenkrupp hier ein Anarbeitungszentrum mit elf leistungsfähigen Großanlagen, darunter zwei Querteilanlagen und sechs Längsteilanlagen.

Das Lieferprogramm umfasst sämtliche NE-Metalle und Edelstahl, wobei der Schwerpunkt bei oberflächenbeschichtetem und tiefziehfähigem Aluminium sowie in Standard- und Speziallegierungen liegt. Darüber hinaus werden auch Buntmetalle angeboten.

Der Kundenkreis umfasst vorwiegend die Automobil-, Bau- und Elektroindustrie. Weitere Abnehmer sind die Luft- und Raumfahrtbranche sowie Unternehmen aus der Blech- und Umformtechnik.

Die Beschäftigten haben mit der IG Metall Anfang 2019 einen Tarifvertrag, mit Heranführungsregeln an das Niveau der Metall- und Elektroindustrie in der Pfalz, durchgesetzt.

 

Interview:

·        Wie stark seid ihr von der Kurzarbeit betroffen und was habt ihr an materiellen Bedingungen für die betroffenen Beschäftigten geregelt?

Michaela: „Zurzeit noch gar nicht, aber wir bereiten uns darauf vor. Eine Anlage läuft noch zweischichtig, die anderen einschichtig.

Wir verhandeln seit zwei Wochen über eine Aufzahlung zum Kurzarbeitergeld. In unserer Konzernsparte wurde eine Übereinkunft mit der Arbeitgeberseite zu einer Aufzahlung getroffen. Bislang verweigert unser Standort die vereinbarte Aufzahlung. Entsprechend enttäuscht sind unsere Kollegen und Kolleginnen.“

 

·        Welche Gesundheitsschutzmaßnahmen wurden für die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb getroffen, die noch vor Ort tätig sind?

Michaela: „Rund die Hälfte unserer Angestellten arbeitet vom Homeoffice aus, bei den anderen wird zum Teil im Zweischicht-Betrieb gearbeitet um so Begegnungen zu vermeiden. In der Produktion haben wir die Schichtzeiten begegnungsfrei gestaltet und das Tragen von Mundschutz ist Pflicht. Hier klagen berechtigterweise unsere gewerblichen Kollegen über mangelnden Tragekomfort, Druckstellen und aufgrund des vermehrten Schweißes über starke Hautveränderungen. Wie wir diese Probleme lösen können, wissen wir noch nicht.“

 

·         Wie arbeitet ihr in Zeiten der Corona-Krise als Betriebsratsgremium?

Michaela: „Die Betriebsratssitzungen finden jetzt bei uns im großen Schulungsraum statt, sodass wir zwei Meter Abstand halten können. Schwer fällt allerdings das Mundschutz tragen während der Sitzung.“

 

·         Gibt es schon erste Überlegungen, wie es perspektivisch weitergeht?

Michaela: „Wir hoffen, dass wir Kurzarbeit weitestgehend vermeiden können. Sollte diese trotzdem notwendig sein, gehen wir davon aus, mindestens die Aufzahlungsregelung der Konzernsparte vereinbaren zu können.

Dass die Automobilindustrie langsam wieder ihre Werke hochfährt, macht Hoffnung. Wenn die anderen Industriesparten ebenfalls wieder ihre Tätigkeit aufnehmen, wird es auch bei uns zu einer Normalisierung kommen.“  

Von: rk

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