IG Metall kritisiert Verhalten der CGM-Betriebsräte

Personalabbau bei Tenneco in Edenkoben vereinbart

02.09.2018 | Anfang Juni 2018 wurde die Belegschaft von der Geschäftsleitung über einen geplanten Stellenabbau von 250 Beschäftigten am Standort Edenkoben informiert und der Betriebsrat aufgefordert, über einen Interessenausgleich und Sozialplan zu verhandeln. Ende August steht das Ergebnis fest. Insgesamt sind 210 Mitarbeiter betroffen; so haben 75 mit betriebsbedingten Kündigungen zu rechnen. 135 Mitarbeiter werden über Altersteilzeit bzw. vorgezogenen Renteneintritt abgebaut.

Die IG Metall Neustadt kritisiert das Vorgehen und Verhalten der mehrheitlich in der christlichen Gewerkschaft (CGM) organisierten Betriebsräte. So wurde z.B. die Einbeziehung der Experten von der Technologieberatungsstelle Rheinland-Pfalz (TBS) verhindert, um mögliche Alternativen zum Personalabbau zu prüfen. Auch wurden nicht alle weiteren Optionen, sich gegen die angekündigten Einschnitte entschlossen zu wehren, nach Meinung der IG Metall genutzt. 

In einer Stellungnahme des in der CGM organisierten BR-Vorsitzenden vom 30.08.2018, die als Email an einen breiten Verteiler versandt wurde, wird als Grund für den Personalabbau die Kündigung der Betriebsvereinbarung Qualifizierung, als Folge des Verhaltens von 55 Mitarbeitern benannt, die sich gegen  die unentgeltliche Mehrarbeit gerichtlich gewehrt hatten. Die dabei verwendeten abwertenden Formulierungen, wie „rücksichtslose Ignoranz und Selbstbereicherung dieser Kolleginnen und Kollegen“ stehen einem Betriebsrat nicht gut zu Gesicht. 

Dabei haben die Arbeitnehmervertreter die gesetzliche Aufgabe darauf zu achten, dass alle geltenden Schutzvorschriften (dazu zählen auch Tarifverträge) zugunsten der Beschäftigten eingehalten und konsequent umgesetzt werden. Diejenigen Mitarbeiter, welche den Mut hatten dies für sich in Anspruch zu nehmen, werden jetzt beleidigt. Das wäre glatt so, als wenn ein Polizist dafür zur Rechenschaft gezogen wird, wenn er Rotlichtverstöße zur Anzeige bringt. 

Es wird auch verkannt, dass nach der Dieselkrise und steigender E-Mobilität die Tenneco-Arbeitgeber den Absatz- und Auftragsrückgang als Begründung verwendeten, um eine Personalreduzierung trotz erheblichen Leiharbeitereinsatzes durchzusetzen. Dies vor allem, um offenbar durch eine Verringerung der Personalkosten eine wahrscheinlich geforderte Mindestrendite im Konzern abliefern zu können.  

Anstelle sich mit Hilfe von externen Experten, dem Herstellen einer überbetrieblichen Öffentlichkeit und einer zu mobilisierenden Belegschaft gegen die Pläne zum Personalabbau entschieden zu wehren, wird der geräuschlos erzielte Interessenausgleich und Sozialplan als großartiger Erfolg der christlichen Betriebsräte dargestellt. 

Dabei hat die Mehrheit der von der Belegschaft gewählten Arbeitnehmervertreter noch nicht einmal alle tarifvertraglichen Möglichkeiten der Beschäftigungssicherung durch Arbeitszeitverkürzung ausgeschöpft und die Wirkungen der Reduzierung von 40 Stunden Verträgen sowie der verkürzen Vollzeit bzw. der Wandlung des tariflichen Zusatzgeldes in 8 freie Tage genutzt. 

Es bleibt dabei - wer seine gesetzlichen Verpflichtungen aus dem Betriebsverfassungsgesetz zum maximalen Schutz der Arbeitnehmer nicht erfüllt und seine persönliche Haltung hinter gezielten Angriffen auf einzelne Beschäftigte versteckt, spaltet die Belegschaft und spielt damit dem Arbeitgeber als Erfüllungsgehilfe in die Hände. Dieser wird sich freuen und weiterhin entsprechend bei Tenneco agieren können, weil die Betriebsräte und Mitarbeiter in Konkurrenz und Missgunst stehen. Damit wird auch von der Verantwortung des Unternehmens zur rechtzeitigen Entwicklung von Alternativen, die zur Sicherung der Beschäftigung beitragen, abgelenkt. 

Nur wenn sich die Mehrheit einer Belegschaft einig ist und bereit für die eigenen Überzeugungen mit Gleichgesinnten aktiv zu werden, kann man etwas zum Besseren verändern. Jede/r Beschäftigte bei Tenneco muss selbst entscheiden, ob es künftig effektiver wäre, gemeinsam die Zukunft zu gestalten oder ob man weiterhin einfach abwarten will.

Von: rk

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